Erster Koalitionskrieg – 1792-1797

Als Folge der Französischen Revolution kam es 1792 zu einer militärischen Auseinandersetzung zwischen Frankreich und einer Koalition aus mehreren europäischen Großmächten.

Der Erste Koalitionskrieg hatte maßgebliche Auswirkungen auf die politische Situation.

Vorgeschichte des Ersten Koalitionskrieges

Die radikalen Vorgänge in Frankreich blieben den benachbarten Monarchien nicht verborgen und erfüllten deren Herrscher mit großer Sorge.

In den ersten Jahren der Französischen Revolution hatten die europäischen Königs- und Fürstenhäuser allerdings keine Notwendigkeit gesehen, dem in Bedrängnis geratenen französischen Monarchen Ludwig XVI. beizustehen.

Darüber hinaus beschäftigten sie sich mit anderen Dingen wie dem Aufstieg Russlands zur Großmacht sowie der polnischen Frage.

Schließlich bestanden auch untereinander Rivalitäten wie zwischen Österreich und Preußen.

Dass es sich bei der Französischen Revolution um eine vollkommen neue Bewegung handelte, die die Grundfesten der Monarchie erschütterte, bemerkten die Monarchen erst spät.

Den österreichischen Habsburgern kam die Schwächung des wenig geliebten französischen Schwagers Ludwig XVI. durchaus gelegen.

Der österreichische Kaiser Leopold II. betrachtete die konstitutionelle Monarchie in Frankreich sogar als positiv.

Pillnitzer Deklaration

Nach der gescheiterten Flucht des Königs und seiner Familie nach Varennes begann Leopold II. seine Meinung jedoch allmählich zu ändern und forderte den Schutz seines Schwagers.

Preußen schloss sich der Meinung Österreichs an, was am 27. August 1791 zur Pillnitzer Deklaration führte.

Zuvor hatten sich auf Schloss Pillnitz die Fürsten Österreichs und Preußens versammelt, um die Unterstützung des französischen Monarchen zu beschließen.

Ferner wurde die vollständige Restauration der französischen Monarchie gefordert.

Reaktionen in Frankreich

In Frankreich reagierte die Öffentlichkeit mit Empörung auf die Pillnitzer Deklaration.

Es wurde sogar vermutet, dass Ludwig XVI. sich mit den ausländischen Herrschern verbündet hatte, um seine Macht zurückzugewinnen.

Darüber hinaus waren zahlreiche französische Adlige und Militärs ins Ausland geflohen, wo sie nach Verbündeten für eine militärische Intervention gegen die Revolution suchten und eigene Truppen aufstellten.

Auch Ludwig XVI. hoffte auf einen Krieg. Er wusste, dass die Franzosen militärisch nur schlecht gerüstet und leicht zu schlagen waren. Der König hoffte, dann als Retter Frankreichs auftreten zu können und dadurch seine verlorenen Privilegien zurückzugewinnen.

Aber auch verschiedene Revolutionäre waren einem Krieg nicht abgeneigt. So hatte General de La Fayette auf Seiten der Kolonisten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg mitgekämpft.

Dabei machte er die Erfahrung, dass Menschen, die fest an eine gute Sache glaubten, letztlich leistungsfähiger waren als Söldner, die nur für Geld kämpften. Durch einen Sieg sollte es möglich sein, das gespaltene Frankreich wieder zu einen und König und Verfassung zu unterstützen.

Der Erste Koalitionskrieg beginnt

Die Franzosen sahen sich durch die Pillnitzer Deklaration keineswegs eingeschüchtert und waren bereit, den Kampf aufzunehmen.

Anfang 1792 forderten sie Österreich und Preußen auf, die aufgestellten Truppen aus französischen Emigranten bis zum 1. März aus ihren Hoheitsgebieten zu vertreiben.

Am 1. März 1792 starb jedoch Kaiser Leopold II. überraschend. Aus diesem Grund verlängerten die Franzosen das Ultimatum auf den 1. April.

Nachfolger von Leopold II. wurde dessen Sohn Franz II., dessen erster Schritt ein Defensivbündnis mit Preußen war, das er am 17. März abschloss. Die Franzosen verlangten schon einen Tag später, dieses Bündnis wieder aufzukündigen, was Franz II. jedoch ablehnte.

Schließlich brach am 20. April 1792 der Erste Koalitionskrieg aus. Da Ludwig XVI. noch immer französisches Staatsoberhaupt war, erklärte er Österreich formal den Krieg.

Die Franzosen hofften dabei, die militärischen Auseinandersetzungen auf die Österreichischen Niederlande beschränken zu können. Doch Preußen stand Österreich bei und erklärte seinerseits Frankreich den Krieg.

Ausgangslage

Die Franzosen befanden sich in einer ungünstigen Ausgangsposition, da ihnen die Koalitionstruppen eindeutig überlegen waren.

So standen den Österreichern mehr als 400.000 Soldaten zur Verfügung. Die Preußen brachten es auf 250.000 Mann. Die weiteren Truppen setzten sich aus 6000 Hessen sowie 8000 königstreuen französischen Emigranten zusammen.

Der französischen Armee standen rund 114.000 Infanteristen, 27.000 Kavalleristen sowie 10.000 Artilleristen zur Verfügung.

Zu den französischen Kommandeuren gehörte General de La Fayette, der am 1. Oktober 1791 den Oberbefehl über die Nationalgarde abgegeben hatte. Vom König erhielt er stattdessen das Kommando über die Armée du Centre.

Vormarsch der Koalitionstruppen

Am 20. April 1792 gingen die Franzosen in Belgien zum Angriff über, wurden jedoch von den Österreichern zurückgeschlagen.

Von Luxemburg aus marschierten nun die Preußen mit 82.000 Soldaten nach Frankreich ein.

Weiter südlich schlossen sich die Österreicher an. Der Vormarsch nach Paris schien unaufhaltsam.

Das Koblenzer Manifest

Ziele der preußisch-österreichischen Koalition waren ein rascher Sieg, territoriale Gewinne sowie die Wiederherstellung der Herrschaft Ludwig XVI.

Im Rahmen des Koblenzer Manifests rief der preußische Oberbefehlshaber, der Feldmarschall und Herzog Karl Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, am 25. Juli 1792 das Volk von Paris dazu auf, sich dem König zu unterwerfen.

Sollte der königlichen Familie im Tuilerien-Palast Gewalt angetan werden, drohte der Herzog mit der Zerstörung der französischen Hauptstadt und blutiger Vergeltung.

Das Manifest führte unter der Pariser Bevölkerung zu einem hasserfüllten Sturm der Empörung.

Angeführt von den radikalen Sansculotten kam es schließlich am 10. August 1792 zum Sturm auf den Tuilerien-Palast und dem endgültigen Sturz des Königs, der mit seiner Familie ins Gefängnis geworfen wurde.

Damit endete zugleich die gemäßigte erste Phase der Französischen Revolution.

La Fayettes Flucht

Als General de La Fayette von der Gefangennahme des Königs erfuhr, legte er energischen Protest ein.

Doch die Jakobiner, die sich mittlerweile in Frankreich im Aufwind befanden, beschuldigten ihn öffentlich des Hochverrats und forderten ihn auf, sich in Paris zu verantworten.

La Fayette, der ahnte, was ihm dort blühen würde, floh stattdessen über die Grenze nach Flandern, um von dort aus wieder nach Amerika zu gehen.

Dabei geriet er jedoch in österreichische Gefangenschaft, in der er bis Kriegsende 1797 blieb.

Septembermassaker

Unterdessen setzten die Preußen und Österreicher ihren Vormarsch in Richtung Paris fort und nahmen am 2. September die Festung Verdun ein, was in der Hauptstadt zu einer hysterischen Panik führte, die in den Septembermassakern gipfelte.

In mehreren Teilen des Landes wurden zahlreiche Gefängnisse gestürmt und die dort gefangenen Gegner der Revolution blindwütig ermordet.

Bis zu 1200 Menschen verloren ihr Leben. Dass dabei auch Personen unter den Todesopfern waren, die nicht aus politischen Gründen dort einsaßen, kümmerte die Verantwortlichen nicht. Rund 90 Prozent aller Morde ereigneten sich in Paris.

Wende bei Valmy

Am 20. September rettete die Kanonade von Valmy die Französische Revolution vor ihrem Ende.

Durch ein Artillerieduell in der Nähe des Dorfes Valmy, das die Franzosen für sich entschieden, wurde der preußische Vormarsch auf Paris zum Stillstand gebracht, wozu auch Regen und Schlamm beitrugen.

Darüber hinaus litten die preußisch-österreichischen Truppen unter der Ruhr. So blieb den Alliierten schließlich nichts weiter übrig, als den Rückzug anzutreten.

Französischer Gegenangriff

Die französische Armee ging im Herbst 1792 zum Gegenangriff über und besetzte die Österreichischen Niederlande sowie einige Gebiete in Deutschland.

Sogar bis nach Mainz und Frankfurt/Main konnten die Revolutionstruppen zeitweilig vordringen.

Fortsetzung des Koalitionskrieges

Nach der Hinrichtung von König Ludwig XVI. im Januar 1793 traten jedoch noch weitere Staaten wie Großbritannien, die Niederlande und Spanien der antifranzösischen Koalition bei, wodurch sich der Krieg um Jahre verlängerte und einen wechselhaften Verlauf nahm.

Um den Krieg fortsetzen zu können, wurde in Frankreich die allgemeine Wehrpflicht eingeführt.

Erst dem jungen General Napoleon Bonaparte gelang es mit seinem Italienfeldzug, die Österreicher 1796/97 entscheidend zu schlagen und den Krieg erfolgreich für Frankreich zu beenden.

Fazit

Der Ausbruch des Ersten Koalitionskrieges hatte unmittelbaren Einfluss auf die politischen Geschehnisse in Frankreich.

So führte er zum Tuileriensturm und zur Verhaftung des Königs sowie zur Ausrufung der französischen Republik am 21. September 1792.

Außerdem hatte er großen Anteil am Machtverlust der gemäßigten Girondisten sowie am Aufstieg der radikalen Jakobiner.

Eine weitere Folge stellte deren Terrorherrschaft dar, die in der Diktatur Robespierres gipfelte.