Der Sturm auf die Bastille zählt zu den bedeutendsten Symbolen der Französischen Revolution.
Er ereignete sich am 14. Juli 1789.
Kaum ein Ereignis wird derart mit der Französischen Revolution in Verbindung gebracht wie der Sturm auf die Bastille. So markiert die Erstürmung des Pariser Gefängnisses, in dem sich kaum noch Gefangene aufhielten, den Beginn der Revolutionsbewegung.
Trotz seines relativ unspektakulären Ablaufs übte der Sturm auf die Bastille einen gewaltigen Einfluss auf die weiteren Revolutionsereignisse aus, die dazu führten, dass aus Frankreich zeitweilig eine konstitutionelle Monarchie wurde.
Vor dem Sturm auf die Bastille
Am 17. Juni 1789 erklärte sich der Dritte Stand der drei französischen Generalstände aus eigenem Entschluss in Versailles zur Nationalversammlung. Nach Intrigen des Königs leisteten die Angehörigen des Dritten Standes den Ballhausschwur, und Ludwig XVI. (1754-1793) schien nachzugeben. Insgeheim beorderte der König jedoch Truppen aus Deutschland und der Schweiz nach Paris.
Zur gleichen Zeit ging in Frankreich eine große Hungersnot um und die Preise für Brot hatten sich weiter verteuert, worüber sich das Volk zunehmend empörte.
Für weiteren Unmut sorgte die Entlassung des beliebten Finanzministers Jacques Necker (1732-1804).
Schließlich ließ der König auch noch Truppen in Versailles zusammenziehen, was als offene Drohung an die Nationalversammlung galt.
Angeheizt wurde die brisante Stimmung zudem von Agitatoren im Palais Royal. Zu diesen zählte auch der französische Journalist und Rechtsanwalt Camille Desmoulins (1760-1794), der das Anstecken von Kastanienblättern als Erkennungszeichen für Revolutionäre auserkor. Außerdem rief er die Menschen dazu auf, sich zu bewaffnen. Dem König warf er vor, sich mit dem Adel verbündet zu haben, um die Pariser Patrioten ein für alle mal zu vernichten, damit er Frankreich weiterhin absolutistisch regieren konnte.
Angeführt von dem mit einer Pistole bewaffneten Desmoulins zog die wütende Menge durch die Straßen von Paris.
Erste Auseinandersetzungen
Am 13. Juli 1789 kam es zu den ersten gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Pariser Demonstranten und dem königlichen Kavallerieregiment „Royal-Allemand“, das sich aus deutschen Reitern zusammensetzte.
Als die Kavallerie den Versuch unternahm, die Menge auseinanderzutreiben, wurden mehrere Demonstranten verletzt, was die rasende Menge nur noch mehr erboste. Sogar französische Soldaten schlossen sich der Menge an. Schließlich sah sich die königliche Kavallerie gezwungen aus Paris abzuziehen. Da sich auch die Polizei nicht blicken ließ, übernahmen die Aufständischen die Kontrolle über fast die gesamte Hauptstadt.
Dies löste wiederum Beunruhigung bei den reichen Geschäftsleuten von Paris aus, die Schutz forderten. Daraufhin wurden in 60 Wahlbezirken der Hauptstadt von den Abgeordneten eigene Stadtregierungen ins Leben gerufen. Gleichzeitig erfolgte die Gründung einer Bürgerwehr, die sich aus Freiwilligen zusammensetzte. Diese Miliz sollte Paris auch gegen ausländische Truppen verteidigen. Tausende von Freiwilligen schlossen sich der Miliz an.
Zwischen Paris und Versailles hatten mittlerweile die Truppen des Königs Stellung bezogen, sodass die französische Hauptstadt eingekreist zu sein schien. Als in den Nachtstunden das Gerücht die Runde machte, dass Einheiten aus dem Ausland auf Paris zumarschierten, brach Panik unter den Pariser Bürgern aus.
Die Bastille
Am Morgen des 14. Juli 1789 errichteten die Pariser auf den Straßen Barrikaden aus Pflastersteinen.
Um sich vor den Angreifern verteidigen zu können, benötigten die Aufständischen jedoch Waffen und Munition. Im Zeughaus erbeuteten sie 32.000 Musketen.
Ein weiteres Waffenlager befand sich in der Bastille, einer alten Festung, die im 14. Jahrhundert errichtet worden war und in den letzten Jahren als Staatsgefängnis fungierte. So wurde zum Beispiel der bekannte Marquis de Sade dort inhaftiert.
Mittlerweile diente die alte Bastion jedoch in erster Linie zum Lagern von Waffen und Munition. Dennoch genoss die Bastille einen überaus schlechten Ruf. So sollten hinter den drei Meter dicken Felsmauern der Festung Menschen zu Tode gefoltert worden sein.
Geschützt wurde die Bastille durch einen breiten Festungsgraben. Nur durch eine Zugbrücke war der Zugang zur Festung möglich.
Der Sturm auf die Bastille beginnt
Drei Parlamentäre der Aufständischen betraten am Morgen des 14. Juli den Hof der Bastille. Vom Kommandanten Bernard-René Jordan de Launay verlangten sie die Herausgabe von Waffen sowie den Abzug der Kanone, die drohend auf die Demonstranten gerichtet war.
De Launay lud die Abgesandten höflich zum Essen ein. Vor der Bastille hatte sich jedoch eine große Menschenmenge versammelt, die immer ungeduldiger wurde. Als die drei Parlamentäre nicht zurückkehrten, entschlossen sich einige Aufständische, die Mauern zu erklimmen.
Daraufhin eröffneten die Wachsoldaten das Feuer und erschossen mehrere der Angreifer. Es kam zu einer größeren Schießerei, in deren Verlauf 89 Demonstranten getötet und 73 verletzt wurden.
Die Parlamentäre glaubten an eine Falle und flohen aus dem Hof der Bastille.
Die Abgeordneten der neuen Stadtregierung versuchten beruhigend auf die Kämpfenden einzuwirken. Als sie sich mit einer weißen Fahne der Bastille näherten, schossen die Soldaten jedoch auf sie.
Die Erstürmung
Schließlich entsandte die freiwillige Stadtmiliz zwei Gardeabteilungen, die mit fünf Geschützen ausgestattet waren. Mit den Kanonen nahmen sie das Haupttor unter Beschuss.
Unter den Wachsoldaten brach nun Panik aus. Sie begaben sich zu Kommandant de Launay und zwangen ihn, die schwere Zugbrücke herunterzulassen, um die Bastille zu übergeben.
Kurz darauf stürmte die mit Messern, Musketen, Äxten und Spießen bewaffnete Menge in die Festung und metzelte mehrere Soldaten nieder.
Als die Ordnung einigermaßen wiederhergestellt war, erhielt Kommandant de Launay freies Geleit zum Rathaus.
Auf dem Weg dorthin griff ihn eine aufgebrachte Menschenmenge an und tötete den Offizier mit Messern und Bajonetten, weil er bei einem Verteidigungsversuch einem arbeitslosen Koch in den Unterleib trat.
Vom Revolutionär Mathieu Jouve Jordan wurde ihm der Kopf abgeschlagen, den man anschließend aufspießte und triumphierend durch die Stadt trug.
Die sieben Gefangenen, die sich noch in der Bastille befanden, wurden befreit, waren jedoch nur von niederer Bedeutung.
Dennoch feierte die Bevölkerung den Sturm auf die Bastille wie einen gewaltigen Sieg und verklärte ihn zu einem Mythos. So wurde die Erstürmung der Festung als Symbol für den ersten Sieg über den Absolutismus gesehen.
Folgen des Sturms auf die Bastille
Nach dem geglückten Sturm auf die Bastille bewaffnete sich das Volk und gründete die Nationalgarde. Mit deren Führung wurde der General Marquis de La Fayette (1757-1834) betraut. La Fayette hatte im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gefochten und setzte sich für die Demokratie in Frankreich ein. Dabei stieg er am 14. Juli 1789 zum Vizepräsidenten der Nationalversammlung auf.
Zu den weiteren Folgen der Erstürmung der Bastille gehörte, dass die Festung nur wenige Tage später abgerissen wurde.
Des Weiteren war der Grundstein für den Niedergang des Feudalsystems gelegt und Frankreich konnte sich zu einer konstitutionellen Monarchie wandeln.
Außerdem versprach Ludwig XVI. am 15. Juli den Abzug der ausländischen Truppen und setzte Finanzminister Necker wieder ein.