Sturz König Ludwigs XVI. von Frankreich

Der Tuileriensturm führte zum endgültigen Sturz des französischen Königs.

Am Ende verlor Ludwig XVI. sogar seinen Kopf.

Vorgeschichte

Der Ausbruch des Ersten Koalitionskrieges sowie der Vormarsch der preußisch-österreichischen Truppen in Richtung Paris verschärfte die Lage von König Ludwig XVI. zusehends.

In der Nationalversammlung forderten die radikalen Jakobiner immer häufiger seinen Sturz. Sie wurden von Georges Danton und Jean-Paul Marat angeführt.

Marat gab auch eine Zeitung heraus und nutzte sie dazu, den König sowie die Girondisten, die gemäßigten Vertreter der Nationalversammlung, scharf zu attackieren.

Am 11. Juli hatte die Nationalversammlung die Erklärung „Das Vaterland in Gefahr“ herausgegeben.

Drei Tage später leistete Ludwig XVI. den Eid auf die Verfassung am Altar des Vaterlandes ab. Doch seine Beteuerungen, er würde alles für Frankreichs Sieg tun, stieß beim Volk, das sein bisheriges Doppelspiel durchschaut hatte, auf tiefstes Misstrauen.

Als am 25. Juli der Oberbefehlshaber der Koalitionstruppen, Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, der Pariser Bevölkerung eine beispiellose Rache für den Fall androhte, dass der königlichen Familie Leid angetan würde, geriet die Situation allmählich außer Kontrolle.

Das Volk erhebt sich

Die Jakobiner verstärkten ihre Bemühungen, das Volk gegen den König aufzuwiegeln. Die Pariser Sektionen wie die Sansculotten bereiteten sich nun auf einen bewaffneten Aufstand vor, um den König endgültig zu stürzen.

So bildete sich am Morgen des 10. August 1792 eine Kommune, die gegen die Stadtverwaltung vorging und sie ersetzte.

Außerdem kam es zum Mord an dem Kommandeur der Nationalgarde, der durch einen Bierbrauer ersetzt wurde.

Menschenmengen an Arbeitern, Handwerkern und Kleinarbeitern bewaffneten sich und setzten zum Sturm auf den Tuilerien-Palast an.

Damit begann die zweite Phase der Revolution.

Der Tuileriensturm

Seit Oktober 1789 residierte Ludwig XVI. im Pariser Tuilerien-Palast.

Für seinen Schutz waren die Nationalgarde sowie die Schweizergarde, die aus etwa 1000 Mann bestand, zuständig.

Von der Nationalgarde war jedoch nur wenig Loyalität zu erwarten. So liefen zahlreiche Gardisten zu den Aufständischen über.

Am Morgen des 10. Augusts versammelten sich die Aufständischen von allen Seiten um den Palast.

Gegen 7 Uhr traf der Girondist Pierre-Louis Roederer beim König ein und bot ihm Schutz in den Räumlichkeiten der nicht weit entfernten Nationalversammlung an.

Der König erklärte sich gegen den Rat von Marie-Antoinette einverstanden und verließ mit seiner Familie den Palast. Dabei wurde er von 150 Schweizer Gardisten und zwei Bataillonen der Nationalgarde eskortiert. Zurück blieben 750 Mann der Schweizer Garde und etwa 200 Adlige.

Wenig später rückten die Aufständischen an und forderten die Verteidiger zur Übergabe des Gebäudes auf.

Die Situation eskalierte jedoch, und die Revolutionäre, die mit Kanonen bewaffnet waren, gingen zum Angriff über.

Es gelang den Verteidigern, die Aufständischen zunächst zurückzuschlagen und ihnen hohe Verluste zuzufügen.

Unterdessen übten die Abgeordneten Druck auf den König aus, der Schweizergarde den Rückzug zu befehlen, was er schließlich auch tat.

Daraufhin traten 200 Mann den Rückzug an. Viele der Verteidiger bekamen die Rückzugsorder im Kampfgetümmel jedoch nicht mit und kämpften weiter, bis sie von der aufständischen Übermacht niedergemetzelt wurden.

Auch Soldaten, die sich ergaben, fielen dem blindwütigen Mob zum Opfer. Die Schweizer, die in den Kasernen geblieben waren, wurden gefangengenommen und zum Tode verurteilt. Nur etwa 200 Gardisten entkamen aus Paris.

Die Verluste der Revolutionäre lagen bei schätzungsweise 376 Todesopfern.

Amtsenthebung König Ludwigs XVI.

Unter dem Druck der aufgebrachten Volksmenge beschloss die Nationalversammlung nun die Absetzung des Königs.

Zusammen mit seiner Familie musste Ludwig XVI. am 13. August den Gang ins Temple-Gefängnis antreten.

Die Überführung ins Gefängnis zog sich über zwei Stunden hin; die königliche Familie musste während der Kutschfahrt zahlreiche Schmähungen erdulden.

Nachdem Ludwig XVI. nicht mehr Monarch von Frankreich war, erhielt er stattdessen den Namen Louis Capet zugewiesen, nach seinem Ahnherren Hugo Capet (940-996).

Der Terror beginnt

In Paris machte sich nun eine Atmosphäre des Schreckens breit. Für die Jakobiner war jeder verdächtig, der sich dem König gegenüber loyal gezeigt hatte.

Kritik an der Regierung war nicht mehr erlaubt. So wurden u. a. Zeitungen verboten, die der Revolution nicht positiv gegenüberstanden.

Durchsuchungen von Häusern und Verhaftungen gehörten schon bald zur Tagesordnung. Leisteten die Beschuldigten Widerstand, hängte man sie kurzerhand an einem Laternenpfahl auf.

Die Jakobiner sahen überall Verräter, die sie für die schlechte militärische Lage verantwortlich machten. Marat forderte den Tod aller Spione und Verräter. Die Hysterie gipfelte zunächst in den Septembermassakern, denen fast 1200 Königstreue und andere Franzosen zum Opfer fielen.

Frankreich wird Republik

Nach dem überraschenden Sieg der Franzosen bei Valmy am 20. September und dem Rückzug der preußisch-österreichischen Truppen trat ein neu gewählter Nationalkonvent in Paris zusammen.

Am 21. September wurde Frankreich zur Republik ausgerufen.

Der Nationalkonvent arbeitete eine neue Verfassung aus und erklärte, dass nie wieder ein König Frankreich regieren dürfe.

Allerdings stellte sich nun die Frage, was mit Ludwig XVI. geschehen sollte.

Der König vor Gericht

Ab dem 29. September wurden Ludwig XVI. und später auch seine Familie in einem großen Wehrturm untergebracht.

Beim König hatten die Revolutionäre eine Schatulle entdeckt, in der sich schwerwiegendes Belastungsmaterial befand. So bewiesen die enthaltenen Dokumente, dass der König tatsächlich Kontakte zu französischen Emigranten unterhielt und heimliche Verhandlungen mit den Österreichern führte.

Ab dem 11. Dezember 1792 musste sich der ehemalige König vor Gericht verantworten. Dabei wurde Ludwig zweimal in der Salle du Manège vom Nationalkonvent, der als Ankläger und Richter fungierte, angehört.

Vor allem Robespierre machte sich für ein Todesurteil des Königs stark. Ein Freispruch sei unmöglich, weil der Konvent sich sonst selbst anklagen würde.

Zwischen dem 16. und 18. Januar 1793 entschied sich das Schicksal des Monarchen.

Die Jakobiner vertraten die Ansicht, dass Frankreich nicht sicher sei, solange Ludwig noch lebte.

Die Girondisten plädierten dafür, das Volk in einer Abstimmung über das Schicksal des Königs entscheiden zu lassen. Mit 426:278 Stimmen lehnte der Konvent dieses Ansinnen jedoch ab.

Schließlich wurde Ludwig XVI. mit 387:344 Stimmen der Verschwörung gegen den Staat für schuldig befunden.

Gegen eine Aussetzung der Todesstrafe plädierten 380:310 Delegierte. So wurde am 20. Januar offiziell die Todesstrafe gegen den früheren König verhängt.

Die Hinrichtung Ludwigs XVI.

Als Ludwig XVI. die Nachricht von seinem Todesurteil erhielt, verhielt er sich ruhig und gelassen. Seiner Familie sprach er Trost zu.

Am kalten regnerischen Morgen des 21. Januar 1793 trat Ludwig den Gang zum Schafott auf dem Place de la Révolution an.

Dort hielt er eine letzte Ansprache an das Volk, in der er nochmals seine Unschuld beteuerte.

Danach enthauptete ihn Charles-Henri Sanson, der Henker von Paris, per Guillotine.

Sanson hob den Kopf des Königs anschließend auf und präsentierte ihn dem meist jubelnden Volk, das die Guillotine umtanzte und dabei die Marseillaise anstimmte, die mittlerweile zum Erkennungslied der Revolution geworden war.

Durch die Hinrichtung Ludwigs XVI. fühlte sich das französische Volk befreit von der Tyrannei durch die absolutistischen Könige, die es jahrhundertelang beherrscht hatten.

Die Wirren der Französischen Revolution und die Schreckensherrschaft durch die Jakobiner sollten jedoch erst beginnen und eine Vielzahl an neuen Opfern fordern.