Am 20. Juni 1789 fand der Ballhausschwur statt.
Er gilt als Auftakt zur Französischen Revolution.
Was war der Ballhausschwur?
Der Ballhausschwur trug auch die Bezeichnung „Schwur in der Ballsporthalle“ (Serment du Jeu de Paume). Er wurde am 20. Juni 1789 von den Vertretern des Dritten Standes, der den französischen Generalständen angehörte, abgeleistet.
Dabei schworen die Delegierten, dass sie nicht eher auseinandergehen würden, bevor Frankreich eine Verfassung erhielt.
Abgeleistet wurde der Ballhausschwur in der Ballsporthalle von Versailles, die als provisorischer Sitzungssaal diente.
Der Ballhausschwur gilt als entscheidendes Ereignis, das zum Beginn der Französischen Revolution führte.
Was vor dem Ballhausschwur geschah
Im Mai 1789 befand sich das französische Königreich wieder einmal in einer schweren Finanzkrise. Außerdem wurde das Land von einer Hungersnot und großer Armut geplagt.
Aus diesem Grund sah sich König Ludwig XVI. (1754-1793) gezwungen, die Generalstände nach Versailles einzuberufen. Seit ihrer letzten Zusammenkunft waren 175 Jahre vergangen, was die Bedeutung dieses Ereignisses unterstrich. Der König plante dabei, Bestimmungen zu erlassen, die von den Ständen zu befolgen waren.
Die drei Generalstände setzten sich aus den Vertretern des Adels, der Kirche sowie des dritten Standes, der die einfachen Menschen vertrat, zusammen. Alle drei Stände verfügten über das gleiche Stimmrecht, obwohl der Dritte Stand für bis zu 98 Prozent der Bevölkerung sprach.
Immerhin konnten die Abgeordneten des Dritten Standes durchsetzen, doppelt so viele Vertreter wie bisher zu stellen. Darüber hinaus forderten sie einen neuen Abstimmungsmodus, eine Zählung nach Köpfen, wodurch sie ihrem Stimmrecht mehr Geltung verschaffen konnten. Durch dieses Vorgehen wollten sie die Mehrheit gerechter repräsentieren.
Die Schließung des Sitzungssaals
Die anderen Stände lehnten die Forderungen des Dritten Standes wiederholt ab. Daraufhin kam es am 17. Juni 1789 durch deren Vertreter zur Bildung der Nationalversammlung. Damit erhoben sie Anspruch darauf, für ganz Frankreich zu sprechen.
Am 20. Juni 1789 wollten sich die Vertreter des Dritten Standes, wie sonst üblich, in den Versammlungssaal im Schloss von Versailles begeben. Doch an diesem Tag waren die Türen verschlossen. Auf Anfrage wurde den Abgeordneten mitgeteilt, dass Vorbereitungen für die königliche Sitzung stattfanden.
Die Delegierten reagierten daraufhin mit Misstrauen und befürchteten, dass der König die Auflösung der Versammlung plante. Tatsächlich war die Schließung des Saals auf Befehl des Königs erfolgt.
Der Schwur im Ballhaus
Weil es am 20. Juni regnete, suchten die Abgeordneten nach einem anderen Gebäude, in dem sie sich aufhalten konnten. Die Wahl fiel auf das benachbarte Ballhaus „Salle du Jeu de Paume“, in dem sonst das gleichnamige Ballspiel durchgeführt wurde. Einige Vertreter des Ersten Standes, der Kirche, schlossen sich dem Dritten Stand an.
In dem Ballhaus kam es anschließend zum Ableisten eines Schwurs. Dieser lautete, „dass man sich niemals trennen würde, bis es zur Verabschiedung der neuen Verfassung kam, und dass man nur der Gewalt von Bajonetten weichen würde“.
Mit dem Ballhausschwur erklärten sich die Standesvertreter selbst zur Verfassungsgebenden Versammlung. Die traditionellen Generalstände waren damit als politische Institution abgelöst, was auch die Zustimmung einiger Vertreter von Adel und Klerus fand.
Die Folgen des Ballhausschwurs
Der König weigerte sich zunächst, auf die Forderungen der Delegierten einzugehen. Am 27. Juni 1789 sah sich Ludwig XVI. jedoch gezwungen, dem wachsenden Druck nachzugeben. So durfte nun die Nationalversammlung anstelle der Generalstände tagen.
Am 9. Juli 1789 konnte die Verfassungsgebende Nationalversammlung, die sich nicht nur aus Vertretern des Dritten Standes, sondern auch aus Abgeordneten der beiden anderen Stände zusammensetzte, erstmals tagen.
Die Abstimmungen richteten sich nun nicht mehr nach den Ständen, sondern nach den Köpfen der anwesenden Delegierten.
Bedeutung des Ballhausschwurs
Gemeinsam mit der Erklärung des 17. Juni gilt der Ballhausschwur als zweiter Schritt der Französischen Revolution, der sich den Anordnungen des alten Regimes widersetzte. Darüber hinaus besaßen die privilegierten Stände fortan keine Sonderrechte mehr.
Hätte König Ludwig XVI. die Nationalversammlung in Ruhe arbeiten lassen, wäre vermutlich eine unblutige Veränderung der politischen Verhältnisse in Frankreich möglich gewesen.
Der König fürchtete jedoch, dass die Macht und die Vorrechte der Oberschicht beschnitten werden sollten. Aus diesem Grund beorderte er Truppen aus Deutschland und der Schweiz heimlich nach Paris, was schließlich den Sturm auf die Bastille und damit die blutige Französische Revolution hervorrief.