Die erste Phase der Französischen Revolution (1789 bis 1791)

Die erste Phase der Französischen Revolution markierte den Beginn der gravierenden politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen in Frankreich. Sie dauerte von 1789 bis 1791.

Die drei Phasen der Französischen Revolution

Die Französische Revolution lässt sich grob in drei Phasen einteilen. Während der ersten Phase, die von 1789 bis 1791 andauerte, wurden wichtige politische Reformen eingeleitet. Außerdem erfolgte die Einführung der konstitutionellen Monarchie.

Die zweite Phase von 1792 bis 1794 war geprägt von der Radikalisierung der Akteure und führte schließlich zur Schreckensherrschaft der Jakobiner.

In der dritten und abschließenden Phase von 1795 bis 1799 wurde ein bürgerliches Direktorium errichtet. 1799 fand die Französische Revolution schließlich durch die Machtergreifung Napoleon Bonapartes ihr Ende.

Beginn der ersten Phase

Das Jahr 1789 wird besonders eng mit der Französischen Revolution verbunden. So setzten zu dieser Zeit bedeutende politische und gesellschaftliche Veränderungen ein. Außerdem entstand bei den Franzosen ein nationales Bewusstsein.

1789 war das französische Königshaus von erheblichen Krisen geplagt. Aufgrund hoher Ausgaben für die Verwaltung, das Militär sowie das Tilgen von Schulden stand Frankreich mit seinem Monarchen Ludwig XVI. vor dem Bankrott. Die einfache Bevölkerung, die teilweise hungern musste und dennoch hohe Abgaben an den Staat zu entrichten hatte, reagierte mit zunehmender Verärgerung.

Einberufung der Generalstände

Da die Krise mehr und mehr zunahm, beschloss der König, die Generalstände für den 5. Mai 1789 in Versailles einzuberufen. Dabei handelte es sich um das Zusammentreffen der drei Stände des Landes, die sich aus dem Klerus, dem Adel sowie den einfachen Bürgern, die rund 96 Prozent der Bevölkerung stellten, zusammensetzten.

Die letzte Generalständeversammlung hatte im Jahr 1614 stattgefunden, was den Ernst der Lage deutlich machte.

Besonders die Angehörigen des Dritten Standes setzten große Hoffnungen in die Einberufung der Generalstände. Die Bauern verlangten in ihren Beschwerdeheften, dass ihnen Erleichterungen für die hohen Abgaben an ihre Grundherren gewährt wurden. Darüber hinaus genossen der Erste Stand aus dem Klerus sowie der Zweite Stand aus dem Adel im Gegensatz zum Dritten Stand hohe Privilegien wie zum Beispiel Steuerfreiheit.

Der Dritte Stand erwartete also seine Aufwertung. Allerdings verfügte jeder Stand über 300 Stimmen. Auf diese Weise konnten der Erste und Zweite Stand sich stets mit 2:1 durchsetzen.

Der König versuchte zu taktieren. Er bewilligte dem Dritten Stand eine Verdoppelung seiner Abgeordneten. Wie der Abstimmungsmodus durchgeführt werden sollte, blieb jedoch ungeklärt.

Immerhin gab es bei den Vertretern der Kirche durchaus einige Abgeordnete wie Abbé Sieyès, die die Ungerechtigkeiten gegenüber dem Dritten Stand einsahen und sich mit ihm solidarisierten. Am 17. Juni 1789 erklärte sich der Dritte Stand zum Repräsentanten von 96 Prozent der französischen Bevölkerung und rief die Nationalversammlung ins Leben. An die Vertreter der beiden anderen Stände erging die Aufforderung, sich anzuschließen.

Während der Klerus diesem Antrag mit knapper Mehrheit folgte, beharrte der Adel dagegen weiterhin auf der Beibehaltung der alten Ordnung.

Der Ballhausschwur

Als Reaktion auf den Beschluss bestimmte Ludwig XVI. für den 23. Juni eine königliche Sitzung. Den Sitzungssaal ließ er bis dahin sperren. Die Abgeordneten trotzten dem König jedoch und organisierten sich am 20. Juni im angrenzenden Ballhaus von Versailles, in dem sie den Ballhausschwur ableisteten. So wollten sie sich erst dann wieder trennen, wenn eine neue Verfassung entstanden war.

Am 23. Juni verweigerten sie außerdem den Auflösungsbefehl des Königs. So könne die versammelte Nation von niemandem Befehle annehmen. Auch einige Adlige wie Ludwigs Vetter, der Herzog von Orléans, stellten sich nun auf die Seite der neuen Nationalversammlung.

Der König sah sich zum Nachgeben gezwungen und ordnete am 27. Juni die Mitwirkung des Ersten und Zweiten Standes an der Nationalversammlung an.

Der Sturm auf die Bastille

Der König und seine Anhänger waren von den Geschehnissen alles andere als begeistert und ließen militärische Verbände nach Paris überstellen, wobei es sich vorwiegend um deutsche und schweizerische Truppen handelte.

Als Ludwig XVI. am 12. Juli auch noch den beliebten Finanzminister Necker entließ, reagierte das Volk, das ohnehin schon durch die nahezu unbezahlbaren Brotpreise aufgebracht war, mit großer Wut. Der Rechtsanwalt Camille Desmoulins rief die Pariser Bevölkerung zum bewaffneten Widerstand auf.

Um sich zu bewaffnen, plünderten die empörten Bürger Waffenlager und begaben sich am 14. Juli zur Bastille, dem Stadtgefängnis, in dem Waffen und Pulver aufbewahrt wurden. Außerdem befanden sich dort sieben Gefangene, die aber nicht aus politischen Gründen dort einsaßen.

In der Bastille war nur noch eine kleine Wachmannschaft stationiert. Dennoch ließ Kommandant Launay das Feuer auf die rund 5000 Aufrührer eröffnen. Es gab 98 Tote und 73 Verwundete. Die Belagerer schafften nun Geschütze heran, sodass sich Launay gezwungen sah zu kapitulieren und er die Aufrührer in die Bastille ließ, die dann gestürmt wurde. Mehrere Offiziere und Soldaten, darunter Launay, wurden ermordet.

Der König reagierte mit Entsetzen auf den Sturm auf die Bastille und ließ seine Truppen aus Paris abziehen. Außerdem sicherte er der Nationalversammlung Schutz und Anerkennung zu. In Paris wurde eine Nationalgarde eingerichtet, deren Oberbefehl der liberale Marquis de La Fayette übernahm, der vom amerikanischen Unabhängigkeitskrieg geprägt worden war.

Unter dem Druck der Ereignisse fuhr Ludwig XVI. nach Paris und billigte offiziell das Geschehen, während sein Bruder, der Graf von Artois, Frankreich verließ.

Die große Furcht

Der Sturm auf die Bastille und die dramatischen Ereignisse in Paris hatten im Juli 1789 auch Auswirkungen auf die Landbevölkerung und die Armen. So leistete die Unterschicht Widerstand, wodurch es in ganz Frankreich zu Aufruhr kam.

Die Landbevölkerung verspürte jedoch Angst vor der Rache des Adels. Gerüchte machten die Runde, dass die Adligen ein gewaltiges Bettlerheer gegen sie mobilisieren wollten. Es setzte eine regelrechte Große Furcht ein und die Bauern bewaffneten sich.

Die Wut der Bauern traf in erster Linie den Adel. Kirchen und Schlösser wurden geplündert und Häuser in Brand gesteckt. Bei diesen Bränden sollten auch jene Urkunden zerstört werden, in denen die Feudalrechte der Grundherren gegenüber den Bauern festgelegt wurden.

Die Menschen- und Bürgerrechte werden erklärt

Die dramatischen Vorgänge auf dem Land versetzten auch die Nationalversammlung in Versailles in Unruhe. So fassten die Abgeordneten am 4. August den Beschluss, die Privilegien und Sonderrechte der ersten beiden Stände abzuschaffen, was sogar die Unterstützung einiger Adliger und Kirchenvertreter fand.

So wurden die Steuerbefreiung des Ersten und Zweiten Standes sowie die Leibeigenschaft aufgehoben, um wieder Ruhe in Frankreich einkehren zu lassen.

Am 26. August 1789 verabschiedete die Nationalversammlung eine Erklärung zu den Menschen- und Bürgerrechten. Sie beinhalteten die Rechte der Bürger sowie die Pressefreiheit. Für die Gültigkeit dieser Beschlüsse war es jedoch notwendig, dass König Ludwig XVI. sie durch seine Unterschrift bestätigte. Der Monarch weigerte sich jedoch.

Der Zug der Frauen nach Versailles

Die Hungersnot in Paris hielt bis in den Herbst hinein an, ohne dass etwas geschah. Am 5. Oktober versammelten sich schließlich Hunderte von Marktfrauen vor dem Rathaus von Paris. Dort fassten sie den Beschluss, zum König nach Versailles zu gehen. Tausende von Menschen und Angehörige der Nationalgarde begleiteten sie.

Unter dem Druck der bewaffneten Aufständischen blieb Ludwig XVI. nichts anderes übrig, als die Erklärung für die neuen Bürgerrechte zu unterzeichnen. Außerdem nötigten die Revolutionäre den König und seine Familie dazu, sofort von Versailles in den Pariser Tuilerien-Palast umzuziehen. Die Nationalversammlung begleitete den König in die Hauptstadt. In ganz Europa wurde dieses Ereignis mit großer Aufmerksamkeit registriert.

Die Zivilverfassung

Zur Senkung der Staatsschulden erfolgte am 10. Oktober 1789 die Enteignung sämtlicher Kirchengüter, die in den Besitz des Staates übergingen. Laut einem Beschluss vom 19. Dezember war es möglich, die damalige Papiergeldwährung der Assignaten gegen Kirchengüter zu tauschen.

Im Juli 1790 wurde außerdem die sogenannte Zivilverfassung für den Klerus beschlossen. Auf diese Zivilverfassung mussten die französischen Priester von nun an einen Eid schwören. Einige Pflichten, die bislang die Kirche inne hatte, wie die Pflege der Kranken und Armen, gingen an den Staat über. Die Geistlichen bis hin zum Bischof wurden jetzt gewählt und bekamen ihren Lohn vom Staat. Durch diese Säkularisierung verlor die Kirche viele Lebensbereiche, die sie zuvor kontrolliert hatte.

Im Vatikan stieß diese Entscheidung auf die absolute Ablehnung von Papst Pius VI., der sie als „gottlos“ bezeichnete. Den Priestern erteilte er das Verbot, den Eid auf die Zivilverfassung abzuleisten. Wer dagegen verstieß, wurde vom Papst exkommuniziert.

So kam es schließlich, dass lediglich die Hälfte der Priester in Frankreich den Eid auf die Zivilverfassung ablegte, was die Spaltung der Kirche in Frankreich zur Folge hatte.

Die konstitutionelle Monarchie

Obwohl der König viel an Macht eingebüßt hatte, war er noch immer ein zentraler Vertreter der Politik. Das Königtum wollten jedoch die wenigsten Vertreter der Nationalversammlung abschaffen. Stattdessen sollte Frankreich eine konstitutionelle Monarchie erhalten.

Das Föderationsfest

Das Jahr 1790 verlief auch dank einer besseren Ernte weitgehend friedlich und wurde als glückliches Jahr gepriesen. Am 14. Juli 1790 fand auf dem Pariser Marsfeld das Föderationsfest statt, an dem auch der König teilnahm.

Durch diese ruhige Phase konnte die Nationalversammlung gute Fortschritte bei ihren Verfassungsberatungen erzielen.

Vergebliche Flucht des Königs

Ab dem Frühjahr 1791 fühlte sich Ludwig XVI. immer mehr als Gefangener im eigenen Land. Die Französische Revolution und ihre Vorgänge behagten ihm in keinster Weise. Schließlich unternahm der König mit seiner Familie am 20. Juni einen Fluchtversuch per Kutsche, um in die Österreichischen Niederlande zu entkommen. Dort hoffte Ludwig, militärische Unterstützung u. a. von Österreich zu erhalten, um die Macht in Frankreich zurückzuerobern.

Die Flucht endete jedoch in dem Ort Varennes vor der belgischen Grenze und die königliche Familie musste unverrichteter Dinge wieder nach Paris zurückkehren, was einen großen Massenauflauf verursachte.

Die Nationalversammlung hält an ihren Plänen fest

Die Nationalversammlung sah ihr Vorhaben für die neue Verfassung durch die Flucht des Königs gefährdet. Außerdem hatte Ludwig nach seiner Flucht im Tuilerien-Palast ein Schriftstück hinterlassen, in dem er u. a. angab, sich wie ein Gefangener zu fühlen. Die Radikalen erhielten dadurch Auftrieb, sodass sich der Jakobinerklub spaltete. Die Linken, die von Robespierre angeführt wurden, forderten die Absetzung des Königs sowie das Errichten einer Republik.

Die Auseinandersetzungen gipfelten in dem Massaker auf dem Marsfeld am 17. Juli 1791. Dabei ließen General de La Fayette als Oberbefehlshaber der Nationalgarde und der Pariser Bürgermeister Jean-Sylvain Bailly die Unruhen blutig niederschlagen.

Zwei Tage zuvor hatte die Nationalversammlung den Beschluss gefasst, dass der König weiter im Amt bleiben werde, woraufhin die Radikalen zu Protesten aufriefen.

Die neue Verfassung tritt in Kraft

Trotz aller Auseinandersetzungen ließ die Nationalversammlung am 3. September 1791 die neue Verfassung des Landes verkünden, wodurch Frankreich zu einer konstitutionellen Monarchie wurde.

Der König war weiterhin das Oberhaupt des Staates, er regierte jedoch nicht mehr absolut wie seine Vorgänger, sondern war an die Verfassung gebunden.

Der neue französische Staat teilte sich in die drei Gewalten Gesetzgebung (Legislative), Vollziehung (Exekutive) und Rechtsprechung (Judikative). Mit dieser Einteilung sollte verhindert werden, dass eine einzelne Person zu viel Macht ausüben konnte. An der Spitze der Exekutive stand der König. Er hatte das Recht, sein Veto gegen den Erlass von neuen Gesetzen einzulegen. Außerdem durfte er Minister ernennen oder wieder absetzen.

Das Zensuswahlrecht

Eingeführt wurde außerdem ein Zensuswahlrecht, durch das die meisten Bürger jedoch weiterhin von der politischen Teilhabe ausgeschlossen waren. So durften nur Männer wählen, die älter als 25 Jahre alt waren und einen gewissen Steuermindestbetrag entrichteten. Aber auch sie konnten die Abgeordneten nicht direkt wählen. Stattdessen erfolgte deren Bestimmung durch Wahlmänner, von denen noch mehr Steuern gezahlt wurden. Frauen waren grundsätzlich von den Wahlen ausgeschlossen.

Fazit

Mit der Schaffung der konstitutionellen Monarchie ging die erste Phase der Französischen Revolution ihrem Ende entgegen. In ihr waren viele positive politische und gesellschaftliche Veränderungen wie die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte sowie das Abschaffen der Feudalrechte und der Leibeigenschaft erreicht worden.

Doch schon bald kam es zum Ersten Koalitionskrieg mit Preußen und Österreich, die für Ludwig XVI. Partei ergriffen. Die damit verbundene Radikalisierung der Bürger führte 1792 zum Ende der Monarchie sowie zum Entstehen der Republik. Die neuen Machthaber versuchten mit brutalem Terror ihre Vorstellungen von der Französischen Revolution durchzusetzen.